afroamerikanische Religionen

afroamerikanische Religionen,

 

in der Zeit der Versklavung der Afrikaner entstandene, mit nichtafrikanischen Religionen vermischte synkretistische Religionen oder Mischreligionen. Von ihrer angestammten Religion konnten Sklaven nur Erinnerungen mitnehmen. In Amerika wurden Afrikaner unterschiedlicher Herkunft vermischt; sie verloren mit der Zeit ihre Stammesidentität. Weil ihre Herren »heidnische« Riten verboten, andererseits nur oberflächlich auf christliche Unterweisung der Sklaven bestanden, mussten sie Gottesdienste heimlich halten, oder aber sie lernten, afrikanische Götter als christliche Heilige zu tarnen oder mit ihnen zu identifizieren. Ungestraft ausüben durften sie ihren Glauben erst nach der Sklavenbefreiung; es zeigte sich nun, dass vielerorts die Religion eines bestimmten afrikanischen Volkes vorherrschte, wie im Wodu die der Fon oder im Xango die der Yoruba. Manchmal hatte sich Christliches von bloßer Tarnung zum wesentlichen Anteil entwickelt. Andere Einflüsse kamen später hinzu. Vertragsarbeiter aus Afrika brachten neue religiöse Impulse, so u. a. nach Trinidad. In Südamerika gewann der europäische Spiritismus große Bedeutung und prägte z. B. in Brasilien Candomblé, Macumba und Umbanda; nachweisbar sind hier auch Reste indianischer Religion. In Venezuela entstand Maria Lionza. Afrika blieb für viele nach wie vor das Ziel ihrer Sehnsüchte, woraus auf Jamaika die Religion der Rastafari entstanden ist.

 

Literatur:

 

R. Bastide: Les religions afro-brésiliennes (Paris 1960);

 M. Gerbert: Religionen in Brasilien (1970);

 R. Flasche: Gesch. u. Typologie afrikan. Religiosität in Brasilien (1973);

 G. E. Simpson: Black religions in the New World (New York 1978);

 A. Pollack-Eltz: Trommeln u. Trance. Die a. R. (1995).